Die zornige Liebe

Der Titel mag stutzig machen. Kann Liebe zornig sein? Ist der Zorn nicht das Gegenteil von Liebe?

Lasst uns mal zusammen eine kleine märchenhafte Geschichte erfinden. Da ist ein Prinz, der sehr reich ist. Und dieser Prinz hat eine Braut, die er über alles liebt. Und er baut für diese seine geliebte Braut ein wunderschönes Schloss. Auch sonst überschüttet er seine Braut mit Liebe. Und am Tage der Hochzeit beim Traualtar sagt seine geliebte Braut: Nein, ich will nicht. Und sie zieht es vor in einer ärmlichen Hütte zu wohnen, Hauptsache, nicht mit dem Prinzen zusammen. Wird der Prinz einfach mit den Achseln zucken und sagen: „Nanu, dann will sie mich eben nicht. Ist mir doch auch egal.“ Wäre das Liebe? Nein! Er wird zornig sein. Sein Zorn wird so gross sein wie seine Liebe. Der Zorn wird der Ausdruck von seiner Liebe sein.

Die Bibel erzählt uns, dass Gott den Menschen als Krönung der Schöpfung zu seinem Ebenbild geschaffen hat, um in einer Liebesbeziehung mit ihm zu leben. Er hat das Paradies geschaffen, den wunderbaren Garten Eden und den Menschen hinein gesetzt. Alles hat er aus vollkommener Liebe mit absoluter Perfektion und Reinheit gemacht. Und die ersten Menschen Adam und Eva haben in vollkommener Harmonie und Liebe mit Gott, untereinander und mit den Tieren und Pflanzen gelebt.

Doch weil Liebe nur möglich ist, wo Freiheit ist, musste Gott den Menschen die Möglichkeit geben, nein zu ihm zu sagen. Und mit dem Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse hat der Mensch zu Gott „Nein“ gesagt. „Gott, ich vertraue dir nicht. Ich will selber beurteilen, was Gut und was Böse ist. Ich will nicht tun, was Du willst, sondern, was ich will.“ Wir können uns nicht vorstellen, wie weh Gott diese Entscheidung des Menschen getan hat und wie zornig sie ihn gemacht haben muss. So gross wie seine Liebe ist auch der Zorn Gottes.

Seit dieser Entscheidung von Adam und Eva stehen wir Menschen unter dem Zorn Gottes. Es ist nicht Gott, der sich gegen den Menschen entschieden hat. Es ist der Mensch, der sich gegen Gott entschieden hat. Und Gott akzeptiert diese Entscheidung des Menschen. Gott hatte Adam gewarnt: „Wenn du von diesem Baum isst, dann musst du sterben.“ Tod im Sinne der Bibel bedeutet nicht Nichtexistenz, sondern Existenz in der Trennung von Gott.

Gott ist die Quelle des Lebens. Wenn der Mensch sich von dieser Quelle abschneidet, dann wird er verdursten. Jesus verdeutlicht diese Wahrheit mit dem Bild des Weinstocks in Johannes 15. Jesus beschreibt sich selbst als der Weinstock und seine Jünger als die Reben. Solange die Rebe am Weinstock bleibt, hat sie Leben und bringt Frucht. Sobald sie vom Weinstock getrennt wird, verdorrt sie und wird schliesslich ins Feuer geworfen.

Trotzdem die Menschen Gott verworfen haben und deshalb unter dem Zorn Gottes stehen, hat Gott nicht aufgehört, die Menschen zu lieben. Wir haben ja bereits festgestellt, dass der Zorn Gottes nicht im Gegensatz zu seiner Liebe steht, sondern ein Ausdruck seiner Liebe ist.

Gott gibt dem Menschen eine Chance, zu ihm zurück zu kommen. Er ruft Abraham, seine Heimat zu verlassen und im Vertrauen zu ihm loszuziehen in ein Land, welches er ihm zeigen will. Abraham glaubte Gott und gehorchte seinem Wort. Damit tat er das Gegenteil von dem, was Adam und Eva getan hatten. Diese hatten Gott nicht geglaubt und deshalb Gott nicht gehorcht. Weil Abraham Gott vertraute, konnte Gott seine Heilsgeschichte mit ihm beginnen. Deshalb hat Gott ihm versprochen, dass durch ihn und durch das verheissene Volk, das durch ihn entstehen sollte, alle Völker der Erde gesegnet werden sollten. Können wir uns die Freude Gottes über Abraham und sein Volk, das aus seinem Samen entstehen sollte, vorstellen? So gross wie seine Liebe, so gross ist sein Zorn und so gross auch seine Freude.

Mit Abraham hat die Heilsgeschichte begonnen. Eine wichtige neue Etappe in dieser Heilsgeschichte begann mit Mose. Durch Mose hatte Gott seinem erwählten Volk Israel das Gesetz gegeben. Und das Gesetz ist nichts anderes als die Beschreibung wie Liebe praktisch aussieht. So ist das grösste Gebot das Doppelgebot der Liebe: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken“. Und das zweite ist ihm gleich:“Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Matthäus 22,37-38.

Doch wissen wir ja alle, dass es mit einem „Du sollst…“ nicht getan ist. „Ja, wenn alle Menschen so leben würden, wie ich sollte, dann hätten wir es gut auf dieser Welt.“ Gesetze allein machen keine besseren Menschen. Die Gesetze zeigen den Menschen viel mehr ihre Unfähigkeit auf, so zu leben, wie sie sollten. Natürlich bis zu einem gewissen Standard schaffen wir Menschen es. Die einen bringen es sogar auf einen höheren Standard als andere. Aber niemand schafft es bis zum Standard Gottes.

Als Jesus mit seiner Predigttätigkeit begann, hat er den Juden in der Bergpredigt mal den Standard Gottes vor Augen geführt. Zum Beispiel: Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist:“Du sollst nicht töten!“, wer aber tötet, der soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt ohne Ursache, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.“ Matthäus 5,21-23.

Bei dieser Gelegenheit ein Gedanke zum „höllischem Feuer“. Wir sprechen ja auch von feuriger Liebe. Und verschmähte Liebe brennt wie Feuer. Könnte es sein, dass das höllische Feuer die verschmähte Liebe Gottes ist? Das heisst: Auch die Hölle ist ein Ausdruck der Liebe Gottes und steht nicht im Widerspruch zu seiner Liebe.

Zurück zum Standard Gottes! Wer von uns hat nicht schon zu irgendjemand ein entwertendes Wort wie „Narr“ oder schlimmer gesagt? Empfinden wir es nicht als etwas übertrieben, deswegen in das höllische Feuer geworfen zu werden? Wenn wir aber einmal vor Gottes Gericht stehen werden, so wie es Jesus gelehrt hat, so werden wir nicht nach unserem Empfinden gerichtet werden, sondern nach Gottes Standard und Masstab. Da können wir uns nicht heraus reden, in dem wir sagen: Ja, was ich gesagt habe ist noch harmlos zu dem, was der andere zu mir gesagt hat. Oder, lieber Gott, Du musst einfach verstehen, dass mir in dieser Situation dieses Wort einfach raus gerutscht ist.

Wir Menschen sind es gewohnt, uns vor uns selbst und anderen zu rechtfertigen, indem wir den Standard der Gerechtigkeit einfach runterschrauben. Ein gerechter und heiliger Gott aber macht das nicht. Er würde sich selbst untreu. Er würde aufhören, ein vollkommen liebender Gott zu sein. Auch die Gerechtigkeit und Heiligkeit ist ein Aspekt der Liebe Gottes.

Wenn Gott tolerieren würde, dass jemand einem Mitmenschen ein entehrendes Wort sagt, dann würde er tolerieren, dass demjenigen, dem dieses Wort galt, Unrecht getan wird. Und Gott kann kein Unrecht tolerieren, weil er voll Liebe und gerecht ist. Echte Liebe ist gerecht und nicht tolerant gegenüber Ungerechtigkeit.

Wir Menschen haben oft ein völliges Missverständnis von Liebe. Wir glauben, wenn Gott uns Menschen liebt, dann kann er nicht zornig über sie sein, sie nicht richten und sie nicht in das höllische Feuer werfen. Das Gegenteil ist der Fall: Weil Gott die Menschen liebt, ist er zornig über sie, richtet sie und wirft sie in das höllische Feuer. Dabei besteht das Gericht nur darin, dass er die Entscheidung akzeptiert, die die Menschen selber getroffen haben. Und die Entscheidung eines andern zu akzeptieren bedeutet, ihn zu lieben und zu achten.

Gut, wenn wir das erkannt haben. Aber nun wären wir in einer absolut hoffnungslosen Situation, wenn Gott nicht seinen Sohn Jesus als Retter gesendet hätte.

Johannes 3,14-18: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht verloren geht, sondern erwiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat.“

Gott hat nicht nur bei der Schöpfung sein Bestes gegeben. Er hat mit Jesus sein Liebstes gegeben um uns Menschen die Gelegenheit zu geben, in die Liebesgemeinschaft mit ihm zurück zu kehren. Seinen geliebten Sohn hat er auf die Erde gesandt,  um uns Menschen sein Wesen und seine Liebe, seine Heiligkeit, Reinheit und Gerechtigkeit zu zeigen. Und dieser Jesus, der als einziger keine Sünde getan hatte, hatte als unschuldiges Lamm die Schuld der ganzen Menschheit auf sich genommen und starb stellvertretend am Kreuz auf Golgatha.

Das ist eine unvorstellbar grosse Liebe. Gott gibt dem Menschen, die Chance zu ihm zurück zu kehren. Und wie weh muss es ihm tun, wie zornig muss er werden, wenn wir diese Liebe gering achten, diese Chance nicht nutzen und ihm damit wieder ein „Nein“ ins Angesicht werfen.

Es ist wahr, dass Gott alle Menschen liebt. Aber es ist nicht das Wissen um diese Liebe, die uns rettet. Was uns rettet ist, wenn wir das Rettungsangebot, das Gott uns in Jesus Christus macht, annehmen.

Der Himmel und das höllische Feuer ist eine Seite der Liebe Gottes, ein Ausdruck der Liebe Gottes. Und wir haben die Freiheit zu entscheiden, welche Seite der Liebe Gottes wir in Ewigkeit erleben wollen.

Und wie können wir das Rettungsangebot annehmen?

Die Antwort finden wir in Apostelgeschichte 2,38:“Tut Busse und ein jeder lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“

Das sind drei Schritte, die zusammengehören. Natürlich ist die Voraussetzung, dass wir diese drei Schritte tun können, der Glaube an Gott, sein Schöpfungs- und sein Erlösungswerk durch Jesus Christus.

Tut Busse! Dies bedeutet, ich erkenne, dass ich vor Gott schuldig geworden bin und Vergebung der Sünden brauche. Ich erkenne, dass ich eine gefallene Natur habe, in der das Gute und auch das Böse wohnt und ich es deshalb aus meiner Kraft nicht schaffe, ein Leben zu führen, welches dem Standard Gottes genügt. Und ich entscheide mich, das Erlösungswerk durch Jesus Christus anzunehmen, seine Vergebung meiner Sünden und das Geschenk einer neuen Kreatur. Ich entscheide mich für ein Leben in der Liebesgemeinschaft mit Gott. Ich entscheide mich, nicht mehr getrennt von Gott zu leben, nicht mehr meinen eigenen Willen durchzusetzen, sondern mein Leben im Gehorsam Gottes Willen zu unterordnen.

Ein jeder lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden. Eine biblische Taufe ist ein völliges Untertauchen im Wasser. Hier wird die Entscheidung, welche vorher in der Busse getroffen wurde in die Praxis umgesetzt. Durch das Untertauchen im Wasser stirbt der alte Mensch mit all seinen Sünden (Übertretungen der Gesetze Gottes) und seiner gefallenen Natur von Gut und Böse, und wird begraben. Und mit dem Hochkommen aus dem Wasser steht ein neuer Mensch auf, dem die Sünden vergeben sind und der eine neue Natur hat, welcher ein Leben führen kann, welches Gott gefällt.

So werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen!“ Durch die Taufe geschieht eine Neugeburt oder Wiedergeburt. Dies ist die Voraussetzung für den Empfang des Heiligen Geistes. Nur durch den Heiligen Geist können wir in diesem neuen Leben, welches Gott gefällt leben.

Busse, Taufe und Empfang des Heiligen Geistes sind drei Dinge, die zusammen gehören. Ohne vorhergehende Busse ist eine Wiedergeburt in der Wassertaufe nicht möglich. Und ohne Wiedergeburt können wir nicht mit den Heiligen Geist nicht empfangen. Und ohne Heiligen Geist können wir nicht in der neuen Natur, welche wir durch die Wassertaufe erhalten haben, leben.